(Text auf der Infotafel)
(Februar 1943 - April 1944)
Außenlager des KZ Dachau und eines der größten Zwangsarbeitslager der deutschen Luftrüstungsindustrie
Wegen des akuten Arbeitskräftemangels in der Rüstungsindustrie kamen Anfang der 1940er Jahre ca. 8000 Zivil- und Zwangsarbeiter nach Haunstetten. Hier waren sie in Barackenlagern untergebracht. Als auch diese Arbeitskräfte nicht mehr ausreichten, ließ die Messerschmitt AG im Februar 1943 das auf dem Gelände einer Kiesgrube befindliche Kriegsgefangenenlager an der lnninger Straße zu einem KZ-Außenlager umbauen .
Das Lager war von einem ca. drei Meter hohen Stacheldrahtzaun mit Sichtschutzmatten umgeben und an den vier Ecken mit Wachtürmen gesichert. Die Gefangenen lebten in 22 Holzbaracken, die Unterkünfte der SS-Wachmannschaften lagen an der gegenüberliegenden Straßenseite. Es gab auch ein einfaches Krankenrevier für die Häftlinge. Schwer Erkrankte wurden zurück in das Stammlager Dachau zurückgeschickt, was einem Todesurteil gleichkommen konnte .
Das Lager war für 3400 Gefangene ausgelegt. Eine Erweiterung auf 4500 Lagerplätze war geplant, wurde aber nicht mehr realisiert. Die ersten 200 Häftlinge waren aus dem KZ Mauthausen ins Lager überstellt worden, die anderem kamen aus dem KZ Dachau.
Im Januar 1944 zählte man 2695 Insassen. Es waren überwiegend junge Männer aus Deutschland, der Sowjetunion und Polen, oft wegen angeblicher politischer Vergehen inhaftiert. Zudem befanden sich Sinti und Roma, Juden, Zeugen Jehovas sowie als „Arbeitsscheue" Diffamierte unter den Gefangenen.
Die Lebensverhältnisse im Lager waren menschenunwürdig, die Behandlung der Häftlinge durch die SS brutal: Schläge und Misshandlungen waren alltäglich, auch die Ermordung von Gefangenen ist überliefert. Über das Wachpersonal des KZ Haunstetten ist bislang wenig bekannt. Zur Lagerleitung gehörten u.a. die SS-Leute Fritz Wilhelm Georg Grünberg und Peter Betz.
Fast alle Häftlinge leisten bei Messerschmitt, etwa in der Produktion der Me 210 und der Me 410, in zwölfstündigen Schichten Zwangsarbeit. (Einige wenige arbeiteten in anderen Betrieben in Haunstetten.) Sie mussten den Weg zu den Messerschmitt-Werken zu Fuß in langen Kolonnen zurücklegen, bewacht von SS-Soldaten und Hunden.
Ab Februar 1944 intensivierten die Alliierten ihre Luftangriffe auf Augsburg . Die Bombardierung von Rüstungsbetrieben wie Messerschmitt forderte auch viele Opfer unter den Häftlingen, da diese meist nicht mit in die Luftschutzbunker durften. Am 13. April 1944 wurde das KZ-Außenlager Haunstetten direkt getroffen und vollständig zerstört. Die überlebenden mussten einige Tage im Freien auf dem Wehrmachts-Schießplatz im Haunstetter Wald verbringen. Danach wurden sie auf andere Lager verteilt und kamen etwa nach Gablingen, Leonberg sowie in das neu errichtete Außenlager in Pfersee. (Dieses wurde im April 1945 von der SS geräumt und die Häftlinge auf einen „Todesmarsch" nach Süden geschickt, von US-Truppen aber bei Klimmach befreit.)
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