Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) - Kreisvereinigung Augsburg
Stand: 19.10.2023
VVN-BdA Augsburg - Johann Aechter

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 Johann Aechter (Hans)
WIDERSTAND im DRITTEN REICH
         


geb. 21.04.1912
gest.  Juni 1996
  Hans Aechter wurde als zweiter Sohn eines Arbeiterehepaars geboren, die Mutter Weberin, der Vater Hilfarbeiter.Die Geschwister Maria, Agathe, Georg waren älter, die Schwester jüngste Schwester Anna verstarb früh - wahrscheinlich an Diphtherie. Während einer Grippewelle erkrankten bis auf Maria, die zu diesem Zeitpunkt schon verheiratet war. Bereits am 20. März 1933 wurde er verhaftet ("Nr. 47"), damals als junger Kommunist. Die Neue Nationalzeitung (NNZ) war in dieser Zeit voll von Listen der Verhafteten.
Nachdem er zunächst in Aichach eingesperrt war, dort mit anderen Gefangenen den Hofgang verweigerte und in den Hungerstreik trat wurden sie bald darauf ins neue KZ Dachau überstellt. Nachfolgend ein kleiner Ausschnitt aus seinem damaligen Erlebnis.
 
  Als 8-Jähriger kam er zum Arbeiten zu einem Bauern, Elektrizität gab es nicht, ab 5 Uhr arbeiten mit 3-stündiger Unterbrechung für die Schule danach bis Abends wieder arbeiten. Nach der Volksschule lernte er Müller, auch diese Zeit war schlimm. “Am 5. Mai wurden wir nach Dachau transportiert in einem Omnibus der grünen Polizei. Dort angekommen wurden wir von der SS mit Ochsenziemern aus dem Omnibus geprügelt und mußten Spießrutenlaufen durch SS-Kordon, die auf uns einschlugen. In Reih und Glied vor der Kommandantur angetreten, stand vor uns der Kommandant, SS-Standartenführer Wäckerle mit der Transportliste in der Hand, neben ihm stand der SS-Mann Schmaus (meine Mutter hatte ihn als Kind in Kost und Pflege); er machte den Kommandanten auf mich aufmerksam und behauptete, ich hätte seine Braut überfallen.
Der Kommandant sah auf die Liste und sagte: „Die Meuterer von Aichach, Aechter, Eder, Pröll, Urban rechts raus!“ Wir wurden von den SS-Männern Schmaus und Ehmann in den Schubraum getrieben. Sepp Pröll und ich waren mit Kneippsandalen und kurzer Lederhose bekleidet. Auf dem Weg zum Schubraum traten uns die beiden mit den Stiefeln auf die Fersen, die Haut hing in Fetzen herunter. Im Schubraum angekommen, mußten wir uns unter Schlägen nackt ausziehen. Sie traten uns mit Stiefeln ins Gesicht und auf die Hoden. Mir zertraten sie die Brille im Gesicht. Ich wurde bewußtlos, die Genossen schleiften mich ins Lager.”

(Auszug aus schriftlichen Erinnerungen im Archiv der VVN-BdA Bayern)
 
  Die Lehre beendete er in der Weltwirtschaftskrise und wurde arbeitslos. Im März 1929 vermittelte ihn das Arbeitsamt an die Aktien-Ziegelei Göggingen. Bei der ersten Lohnzahlung nach 14 Tagen zeigte sich, das die Firma einige Arbeitszeiten nicht bezahlte. Er und noch 5 Kollegen waren nicht bereit weiter unbezahlte Überstunden hinzunehmen und beendeten ihren Arbeitstag nach der regulären Arbeitszeit. Als "aufsässig" wurde er vom Direktor am nächsten Tag nicht mehr eingelassen. Durch Zufall bekam dies der Kraftfahrer Innozenz Rehm mit, der Hans ansprach und in seiner Haltung unterstützte. Innozenz war Betriebsrat beim Kraftverkehr Bayern und sagte zu Hans, er solle sich als Beifahrer bewerben. Er wurde eingestellt und kam durch den Kontakt mit Innozenz zur Versammlung des Kommunistischen Jugendverbands.
   
   
   
   
   
   
   
   
   
    1929 wurde Hans Mitglied im Kommunistischen Jugendverband. Innozenz Rehm war zu dieser Zeit Jugendbetreuer.  
     
     

Am 5.5.1933 wurde Hans vom Gefängnis Katzenstadel ins KZ Dachau in sog. "Schutzhaft" verlegt (Häftlingsnummer 1215). Nach 2 1/2 jähriger Haft wird er aus dem KZ Dachau entlassen - seinen Ideen bleibt er treu.

1936 heirate er Anna die Mitglied der Roten Hilfe war, beschäftigt als Spinnerin bei der Firma Dierig.

         
     
Unter dem Titel "Roter Parteitag im Katzenstadel" (Gestapogefängnis in Augsburg)
erschien 1933 eine Liste von den ersten 68, in sogenannte "Schutzhaft genommene Personen"
         
Wie viele andere hatte Johann Aechter als Zeitzeuge vielen eine andere Geschichte des Nationalsozialismus vermittelt, als dies im Nachkriegsdeutschland sonst der Fall war.
 
Nach der Befreiung vom deutschen Faschismus wurde Johann Aechter 1947 Gründungsmitglied der VVN in Augsburg.
 

 

 

Johann Aechter Anfang der 80er bei einem Besuch in Bourges vor dem Resistance Memorial

 
Johann Ächter

 

 

Johann Aechter 1983 bei der Eröffnung der
Ausstellung
Widerstand und Verfolgung in Augsburg
im Köpfhaus Augsburg

 
   

Broschüre 1989

Herausgeber DKP Augsburg