Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) - Kreisvereinigung Augsburg
Stand: 26.02.2025
VVN-BdA Augsburg - Rehm Innozenz

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WIDERSTAND im DRITTEN REICH

Innozenz und Sophie Rehm

* 6.12.1899
 gest. 1.10.1937

  Innozenz Rehm wurde am 6.12.1899 in Legau (Allgäu) als 2tes Kind der Eltern des Schmiedmeisters Andreas Rehm und Agnes Rehm (geb.Mayer) geboren. Er hatte 5 Geschwister. Die Eltern zogen nach Augsburg in die Neuburgerstr. 14 (vor 1916).  
  Nach der Volksschule und der Fortbildungsschule begann Innozenz eine Lehre als Schlosser in der Kunst- und Bauschlosserei Bitzl in Augsburg. Als jedoch sein Vater und sein älterer Bruder zum Militär einberufen wurden, sah er sich gezwungen, die Lehre abzubrechen, um den Lebensunterhalt für seine damals schwerkranke Mutter und seine Schwester zu sichern. Er nahm eine Anstellung als Hilfsarbeiter in einem Metallbetrieb an.  
   
 

Am 2. Juni 1917 wurde er zum 1. Pionier-Ersatz-Bataillon nach München einberufen, wo er seinen Dienst antreten musste. Nach knapp zwei Jahren wurde er am 12. März 1919 aus dem 12. Bayr. Inf.-Regiment, 8. Kompanie nachdem ihm noch das "Militär-Verdienstkreuz 3. Klasse mit Schwertern" vom Bayer. Kriegs-Ministerium verliehen wurde, entlassen.

 
 
     
     

* 6.6.1901
gest. 4.4.1972

  Nach seiner Entlassung begann er als Autobegleiter im Straßen- und Flussbauamt Augsburg, wo auch sein Vater beschäftigt war. Im Selbststudium eignete er sich Kenntnisse als Automechaniker an und absolvierte die Kraftfahrschule bei Widemann in Augsburg. Am 21. Februar 1920 bestand er die Fahrprüfung und wurde anschließend als Kraftwagenfahrer im Straßen- und Flussbauamt Augsburg eingesetzt.    
     
     
  1921 Umzug mit den Eltern in das Langes Sächsengäßchen 1 (H211).    
  Am 19. März 1921 heiratete er Rosa Sophie, geborene Hofmann, die als Verkäuferin tätig war und sich später in der Roten Hilfe engagierte. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Irene, geboren 1921, und Innozenz, der 1923 zur Welt kam, jedoch kurz nach der Geburt verstarb.  
 
     
                 
  1922 legte Innozenz die Führerscheinprüfung der Klasse II ab und wechselte als Kraftwagenführer zur Baufirma Griesman-Schaffer in Augsburg. Nachdem das Unternehmen den LKW verkauft hatte, verlor er seine Stelle und fand eine neue Anstellung in der mechanischen Werkstätte der Farbwerke in Gersthofen. Doch aufgrund von Arbeitsmangel wurde er dort 1924 entlassen. Im Jahr 1925 fand er schließlich eine neue Beschäftigung als Kraftfahrer beim „Kraftverkehr Bayern“, Geschäftsstelle Augsburg.    
     
     
 
   
    Innozenz Rehm war Mitglied in im Spartakusbund und am 31.12.1919 wurde er Mitglied in der KPD. Gleichzeitig war er aktiver Gewerkschafter. In der Parteiorganisation der KPD Augsburg war er später zuständig für Militärpolitik und Jugendarbeit und wurde Mitglied im Roten Frontkämpferbund, ein Wehrverband der KPD in der Weimarer Republik .  
       
  1927 zog das Ehepaar in die Ebnerstraße 25. Im gleichen Haus wohnte auch sein Partei-genosse Ludwig Haumann über dessen Schicksal wir bisher keine weiteren Informationen haben.    
 
     
  1932 kandidierte er für den Augsburger Stadtrat. Im gleichen Jahr (Nov. 1932) wurde er an die M.W. Frunse-Militärakademie in der Sowjetunion entsandt.      
 
 
  „Aber wir hatten einen in dem Jugendverband, damals war ich ja 16 Jahre, und da hatten wir den Innozenz Rehm, und der hatte eine ganz große Bibliothek und war verantwortlich für die Jugend im KJVD. Und der hat mit uns jede Woche - Buchlesung gemacht und dann haben wir darüber diskutiert. Da hat er hauptsächlich das Buch gehabt Mein Kampf von Hitler. Und da hat er einige Sachen immer rausgezogen und hat mit uns darüber diskutiert." (Anna Pröll erinnert sich)  
    Im April 1933 führte die SA eine Grossrazzia im Hettenbach durch. Hierbei auch eine Hausdurchsuchung bei Rehms.Die gesamte Bibliothek von Innozenz Rehm, ca. 700 Bände, wurden beschlagnahmt und abtransportiert.  
 
 

1929: von links Innozenz Rehm, Xaver Würzinger, Leonhard Hausmann, Sepp Mayer

 

von links: Centa und Hans Beimler, Innozenz Rehm (um 1930) (Foto Archiv VVN LV Bayern)

Anfang September 1933 kehrte Innozenz Rehm in den Raum Halle (Saale) zurück und beteiligte sich am Aufbau einer Widerstandsorganisation. Doch bereits am 20. September 1933 wurde er in Halle verhaftet. Am 21. Oktober 1933 stellte die Polizeidirektion Augsburg zudem einen Schutzhaftbefehl aus, sodass er bis zu seinem Verfahren in Haft blieb. 1935 verurteilte man ihn wegen Vorbereitung zum Hochverrat. Seine Strafe, zwei Jahre und sechs Monate, die er im Zuchthaus Amberg verbüßen sollte.

Auch seine Frau wurde am 28. Dezember 1933 in Schutzhaft genommen. Nach zwei Monaten Haft entließ man sie, stellte sie jedoch unter ständige Überwachung. Tagsüber musste sie in einem Tagesheim arbeiten.

 

Am 14. Dezember 1937 sollte Rehm aus dem Zuchthaus Amberg (Häftlingsnummer 749) entlassen werden, was allerdings aufgrund von Randbemerkungen auf dem Einlieferungsschein nicht gewünscht war.

Im Rahmen einer TBC-Versuchsreihe injizierte ihm der Gefängnisarzt Dr. Fickinscher Tuberkulosebakterien. An den Folgen dieser Experimente verstarb Innozenz Rehm am 1. Oktober 1937.

1948 erfolgte in Amberg gegen den Anstaltsarzt Dr. Fickentscher wegen Mißbrauch von Häftlingen für medizinische Versuche die Anklage. Nach Verurteilung zu 2 oder 3 Jahren Berufsverbot beging er bald danach Selbstmord.  
 
Gedicht von Innozenz Rehm (verfasst am 24.10.1935)

Trotzig widerstand ich allen Stürmen
Mutig zeigte ich dem Sturm den Weg.
Und siehe da - er ging den Weg,
den ich ihm wies - darum sei unverzagt
und trotze dem Wind.

Nach dem Winter kommt der Frühling.
Nach dem Regen wieder Sonnenschein.
Nach jeder Nacht erglüht sogar
auf Erden ein schönes, neues Morgenrot.

 
 
 
 
 
   
Telegramm mit der Todesmitteilung 1.10.1937
         
Erinnerungsorte

Am 14.7.2018 wurde zur Erinnerung an das Schicksal von Innozenz Rehm ein Stolperstein in der Ebnerstrasse 25 verlegt.

Weil sie überlebt hat durfte für
Sophie Rehm
kein Stolperstein verlegt werden.

 
Gedenkstein an 46 Konzentrationslager-Häftlinge am Sammelgrab auf dem Amberger Katharinenfriedhof. Unter den Opfern auch Innozenz Rehm
 
Gedenkstein auf dem
Westfriedhof in Augsburg
       

Rehm

Gedenkblatt
 
               

Quellen:
Hans Aechter: Ein Augsburger Arbeiter erzählt, Augsburg 1989
Frauengeschichtskreis Augsburg (Hg.): Augsburger Frauen im Widerstand, Augsburg 2015
Zeitzeugenkoffer Stadtjugendring 2003, Heft "Stadtrundgang"
Interview mit Eugen und Irene Häsler (geb. Rehm), 1973
BayHStA LEA29578
Fotos: Privatbesitz - Archiv VVN-BdA KV Augsburg