Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) - Kreisvereinigung Augsburg

  Auf den Spuren der NS-Zeit in Augsburg

H. An der Blauen Kappe 18 (Lit. F143)

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Gestapogefängnis am Katzenstadel

An der Blauen Kappe befand 18 sich das ehemalige Gestapogefängnis.

Am 20.3.1933 wurden die ersten 68, in sogenannte "Schutzhaft genommene Personen" dorthin gebracht. Unter Ihnen z.B. Josef Pröll, Johann Aechter oder Rehm Johann.

Zynisch berichtete die "Neue Nationalzeitung" (NNZ) unter der Überschrift "Roter Parteitag im Katzenstadel" von den Verhaftungen. Bekannte Gegner der NSDAP wurde so ohne Anklage eingesperrt. Inhaftiert wurden zuerst Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschafter, später Stadträte der Bayer. Volkspartei sowie christliche Gewerkschafter.

Die zweite Verhaftungswelle fand am 22./23. März statt. Die Liste in der Nationalzeitung (NNZ) unter der Überschrift "Hochkonjunktur im Katzenstadel - Der Wallfahrtsort der Linken" umfaßte 51 Personen. Am Ende der Liste: "Fortsetzung folgt".

Neben den meist der KPD angehörenden Personen wurden auch Funktionäre der SPD wie Högg Clemens, Bürgermeister Ackermann Friedrich oder Rechtsanwalt Oberbrunner Stefan verhaftet.

Unverschämte Artikel in der NNZ:
„Wieder haben sich Agitatoren...im Katzenstadel gemeldet, um dort Urlaub zu machen... Was Wunder, wenn in den letzten Tagen geradezu eine Völkerwanderung nach dem herrlich gelegenen Katzenstadel einsetzt, wo das Rauschen der Bäume und der Sang der Vögel in die verschwiegendsten Winkel dringt und lauschige Kemenaten zu romantischer Schwärmerei einladen...Doch was sollen wir weiter Propaganda machen für ein Unternehmen, das an sich dem Ansturm der Erholungsbedürftigen kaum mehr gewachsen ist! - Nachstehende Personen wurden am 24. und 25. Mai in Schutzhaft genommen“. Es folgt eine lange Reihe von Namen.

Im Katzenstadel war Platz für etwa 500 Gefangene, es wurden Gefangene in andere Gefängnisse im Bezirk Schwaben, wie Aichach und Neudeck eingewiesen, um im Katzenstadel Platz für eine neue Verhaftungswelle zu schaffen. Dazu ein Schreiben des Gefängnisdirektors aus Eichstätt:
„Wegen Überfüllung der Augsburger Gefängnisse mussten in den Monaten April und Mai (1933) 100 Schutzgefangene vorübergehend im Gerichtsgefängnis Eichstätt untergebracht werden“....Er stellte der Regierung von Schwaben nun eine Rechnung über 150 Reichsmark für die Leihgebühr für 100 Strohsäcke, Kopfpolster und Leintücher, 200 Wolldecken und Essbestecke.

Am 23. März wurde das KZ Dachau eröffnet, bis zum Jahresende 1933 gab es in Deutschland mehr als 100 KZs mit über 150 000 Insassen. 1933 waren ca. 580 Augsburger in das KZ Dachau eingeliefert worden.

Bei einem Bombenangriff wurde das Gefängnis 1944 zerstört.


Heute errinnert eine (versteckte) Gedenktafel am Verwaltungsgebäude der Stadt Augsburg an der Blauen Kappe 18 an das ehemalige Gestapogefängnis.
 


Weitere Informationen
zum Katzenstadel Infoseite >>
Aechter Johann >>
Pröll Josef >>
Rehm Johann >>
Högg Clemens >>
Adlhoch Franz >>