Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) - Kreisvereinigung Augsburg

  Auf den Spuren der NS-Zeit in Augsburg

D. Halderstrasse

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Halderstraße 6-8

Synagoge

Die Synagoge aus Jugendstilelementen, byzantinischen und orientalisierten Details wurde zwischen 1913 und 1917 von Fritz Landauer und Heinrich Lömpel erbaut. Ein einzigartiges Gebäude, ein Schmuckkästchen für Augsburg. Der ausgesprochen moderne Entwurf zeugte von einer selbstbewussten jüdischen Gemeinde (ca. 1200 Menschen) in der Augsburger Stadtgesellschaft, die hoffnungsvoll in die Zukunft blickte und einen adäquaten architektonischen Ausdruck für ihr Selbstverständnis als deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens suchten. Die liberale Gemeinde hatte auch eine Orgel einbauen lassen.

Bereits 1933 wurde in einem Aufruf der NSDAP Kreisleitung ein Aktionskomitee zur Durchführung des Boykotts jüdischer Geschäfte, Waren, Ärzte und Rechtsanwalte benannt. Die Repressionen gegen die Juden steigerte sich in den darauffolgenden Jahren.

Am 10.11.1938, um 1.00 Uhr nachts zwingen ca. 30 Nazis den Hausmeister die Synagoge aufzusperren, Inneneinrichtung wurde zerstört, das Telefonkabel zerschnitten. Sie ließen sich alles zeigen um dann um 3.00 Uhr Feuer zu legen. Gegen 4.00 Uhr kam die Feuerwehr.

Das der Brand gelöscht wurde war wohl der Angst zu verdanken, das Feuer könnte auf die benachbarten Wohn- und Kommunalbauten sowie auf die gegenüberliegende Tankstelle übergreifen.

Nach dem Abrücken der Feuerwehr gegen 8 Uhr kommen zahlreiche Gestapoverbrecher und suchen Geld, Mitgliederlisten etc., jüdische Männer wurden gezwungen die geschändeten Thorarollen auf Lastwagen laden.

1940 musste die auf 400 Mitglieder geschrumpfte Gemeinde ihre Orgel verkaufen, sie steht heute noch in der kath. Gemeinde in Weßling am Ammersee.

Später sammelte man Juden im Betraum. Auf Strohmatten mussten sie die Zeit bis zu ihrer Deportation verbringen. Es ist kaum nachzuvollziehen, dass es Augsburgerinnen und Augsburger gab die über das Auslöschen des jüdischen Lebens in Augsburg erfreut waren.
Die Synagoge wurde später u.a. als Kulissenlager des Stadttheaters zweckentfremdet.

1945 feierte eine Militärrabbiner der US-Army mit jüdischen Soldaten und den handvoll Überlebenden den ersten Gottesdienst in der Synagoge

Flugblattkopf des Aufrufs zum Boykott jüdischer Geschäfte in Augsburg

Heute ist die Synagoge wieder Zentrum jüdischen Lebens in Augsburg. Außerdem befindet sich dort das jüdische Museum.
Nach der Sanierung zwischen 1974 und 1985 und Beseitigung der NS-Schäden konnte die Synagoge am 1. September 1985 wieder eröffnet werden.
 


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