Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) - Kreisvereinigung Augsburg
Stand: 10.11.2018
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"NS-Kunst" in Augsburg
"Geartete Kunst - Die Nürnberger Akademie im Nationalsozialismus" - Die Ausstellung (2012) im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände setzte sich mit der Geschichte der Institution im "Dritten Reich" auseinander. >>

Gleich zu Beginn der Naziherrschaft wurde der gesamte Kulturbereich von den Nazis zentralisiert und mit einem Kontrollapparat überzogen. Die zentrale Rolle fiel dem am 13. März 1933 errichteten Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda (Joseph Goebbels) zu. Im September 1933 kam die Reichskulturkammer mit den entsprechenden Einzelkammern u.a. der „Reichskammer der bildenden Künste“ hinzu.

In der Folge erhielten jüdische, kommunistische und "unerwünschte Künstler mit ihrer „entarteten“, "undeutschen" oder "artfremden" Kunst Berufsverbot, wurden aus öffentlichen Ämtern geworfen - viele verlassen Nazideutschland und gehen ins Exil. Die Bücherverbrennung (10.5.1933) auf dem Berliner Opernplatz markiert diese Entwicklung deutlich.

Die nationalsozialistische Kunst kommt auch im Wohnungsbau zum tragen. Im Hochfeld entstehen aufgrund des Bedarfs in der Rüstungsindustrie Wohnhäuser für die Arbeiter der Bayerischen Flugzeugwerke (später Messerschmitt-Werke). Über Hauseingängen oder an Häuserwänden werden linientreue Reliefs angebracht. So z.B. die Darstellung des arischen Menschen, verbildlicht durch Relief-Köpfe mit den dazugehörigen nationalsozialistischen Symbolen der Hitlerjugend, der Deutschen Arbeitsfront oder der NS-Frauenschaft in der Von Richthofenstrasse . Daneben die Symbolisierung der deutschen Fliegergeschichte in der Firnhaberstrasse.
Auch an anderen Häusern sind heute noch heroische Darstellungen angebracht wie in der Theodor Wiedemannstr. 35 - 37 (Wolframviertel).

Nach dem Krieg wurden die Hakenkreuze herausgemeißelt - die nationalsozialistische Symbolik blieb.

Die Reliefs hatten zur Zielsetzung, die Ideologie des Nationalsozialismus zu transportieren und propagandistisch zu wirken. Die asketische Fassadengestaltung der Monomentalbauten fand ihre Umsetzung auch im einfachen Wohnungsbau über entsprechende Reliefs. Sie sollten die höhere Kultur, die Überlegenheit der arischen Rasse zum Ausdruck bringen. Das Kunst-am-Bau-Gesetz war hierzu die Grundlage. Die Gestaltung war im direkten Zusammenhang mit dem jeweiligen Zweck des Gebäudes.

So renovierte die Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Augsburg Häuser in der Richthofenstrasse, die Reliefs wurden abgenommen, gesäubert und wieder angebracht.
70 Jahre nach dem Krieg fehlt immer noch eine Sensibilität, besteht eine Verdrängungspolitik in Augsburg bezüglich der "NS-Kunst" - vergessen sollen die Nachgeborenen

Die „NS- Kunst“ nach wievor unkommentiert .
Aus diesem Grund wünschen wir uns eine Hinweistafel in Augsburg mit einer kritischen Außeinandersetzung zur „NS-Kunst“ in Augsburg.
Unterstützen sie unsere Forderung mit ihrer Unterschrift >>

Entwurf einer Hinweistafel zur "NS-Kunst" in Augsburg

Gleich zu Beginn der Naziherrschaft wird der gesamte Kulturbereich von den Nazis zentralisiert und mit einem Kontrollapparat überzogen. In der Folge erhielten Künstler mit ihrer "entarteten" Kunst Berufsverbot - viele verlassen Nazideutschland und gehen ins Exil.
Die "nationalsozialistische Kunst" kam auch im Wohnungsbau zum Tragen. Im Hochfeld entstehen aufgrund des Bedarfs in der Rüstungsindustrie Wohnhäuser für die Arbeiter der Bayerischen Flugzeugwerke (später Messerschmitt-Werke). Über Hauseingängen oder an Häuserwänden werden linientreue Reliefs angebracht wie

  • Köpfe - den arischen Menschen symbolisierend - mit den dazugehörigen nationalsozialistischen Symbolen der Hitlerjugend, der Deutschen Arbeitsfront und der NS-Frauenschaft
  • die deutsche Fliegereigeschichte mit Bomberabbildung 1937
  • dem Schulterschluss zwischen Heiligem Römischen Reich und dem faschistischen Deutschland (1938)
  • die Darstellung des angriffsbereiten Militärs (1939)

Die Reliefs hatten zur Zielsetzung, die Ideologie des Nationalsozialismus zu transportieren und propagandistisch zu wirken. Die asketische Fassadengestaltung der Monomentalbauten fand so ihre Umsetzung auch im einfachen Wohnungsbau.

Sie sollte die höhere Kultur, die Überlegenheit der arischen Rasse zum Ausdruck bringen. Das Kunst-am-Bau-Gesetz war hierzu die Grundlage.

Nach dem Krieg wurden die Hakenkreuze heraus gemeißelt.

links: der zweiköpfige Adler - Reichsbanner des Heiligen Römischen Reiches.Römer im Schulterschluss mit dem Arischen Mann
rechts: in Anlehnung an das Imperium Romanum mit einem durch die NSDAP mit einem Ehrenkranz in den Krallen versehenen Reichsadler. Im Ring ursprünglich das Hakenkreuz (dem Hohheitszeichen der NSDAP). Schon vor 1933 wurde der Reichsadler mit Ehrenkranz von der SS verwendet.

Reichsadler, unter den Krallen ein Panzer und die Marine, darüber die Luftwaffe mit Bombenabwurf und Blitz, das Heer symbolisierend.
Der Panzer und die Blitze in Richtung Osten ausgerichtet. Legt man den Reichsadler auf eine Landkarte, Kopf Richtung Norden, ist der Blick gegen Frankreich. Die Blickrichtung des NSDAP-Reichsadlers wurde nach rechts (Osten) geändert

Am Haus Theodor Wiedemann Strasse 35
(Eigentümer: Gemeinn. Wohnungsbau mit Gartenstadt E.G. Augsburg)

Am Haus Theodor Wiedemann Strasse 37
(Eigentümer: Gemeinn. Wohnungsbau mit Gartenstadt E.G. Augsburg)

Das vierte Relief einer Serie zur Deutschen Flugzeuggeschichte. Es symbolisiert den "Höhepunkt" der Enwicklung.


stilisiert dargestellt wahrscheinlich die Messerschmidt BF 109 - das wichtigste Jagdflugzeug der Deutschen Luftwaffe. Es wurden ca. 35000 tausend mal gebaut (links).

Rechts wahrscheinlich die BF 110, ein schwerer Jäger.

Am Haus Firnhaberstrasse 53 (Eigentümer: WPG)

Über den Eingängen von 6 Häusern in der Richthofen Strasse (zur Geschichte der Häuser >>)
(Eigentümer: WPG)

Die Symbolisierung der deutschen Arbeitsfront, der Hitlerjugend und der NS Frauenschaft. Zur Veranschaulichung die Zeichen im Original.


Ohne Kommentar hängen sie wieder, sauber und rein als wäre nichts geschehen - die Symbole des 1000jährigen Reichs

ReinöhlstrasseNaziadler
NaziadlerAuch hier wieder der Reichsadler mit dem Ehrenkranz in den Krallen. Im Ring ursprünglich das Hakenkreuz (dem Hohheitszeichen der NSDAP) - Seite Herbst 2011 mit weißer Farbe überstrichen - das Symbol des NS-Regimes in neuer "Pracht". Immerhin wurde nun 2012 die Reste des Haken-kreuzes entfernt. (Bild 2012 >>)

Reinöhlstrasse

Olympia 1936 - propagandistisch von den Nazis ausgeschlachtet, symbolisiert in 4 Reliefs. Der arische Sportler, mit Hitlerfrisur im Bild 2, Mitte
Gentnerstrasse 53 -59

Der Reichsadler aus der Zeit des Nationalsozialismus mit Lorbeerkranz in den Fängen "ziert" weiterhin den Eingang zum Landratsamt und dem staatlichenen Schulamt. Im Kranz ursprünglich das Hakenkreuz (das Hoheitszeichen der NSDAP). Der Prinzregentenplatz beliebter Kundgebungsort der Neonazis - wenn wunderts.

Wie von Seiten des Landratsamts bestätigt soll im Rahmen einer geplanten Umgestaltung der Fassade der untragbare Reichsadler entfernt werden (Stand Okt. 2010) - Diese Bestätigung wurde nicht umgesetzt sondern der Adler gereinigt.

Prinzregentenplatz 4 - Eingang Landratsamt
Foto 2010
Agnes Bernauer-Straße 46


Geschichtliches:
Der Kunstbegriff der Nationalsozialisten lässt sich deutlich an der Ausstellung "Entartete Kunst" am 19.Juli 1937 zeigen, die von Hitler persönlich eröffnet wurde. Der Gegenpunkt wurde am 18.Juli 1937 eröffnet, die "Große Deutsche Kunstausstellung". Beide in München. Die biologisch rassische Komponente war Grundlage der Darstellung der "Nazikultur". In den Abbildungen sollten die "Herrenrasse" sowie ihre Vorstellung des "gesunden Volkskörpers" zu Darstellung kommen. "Schönheit, Reinheit, Macht, Gewalt und Einheit" sollte in dieser "Staatskunst" zum Ausdruck kommen. Die Kunstkritik wurde 1936 verboten und durch die "Kunstbetrachtung" ersetzt. Künstler mussten seit 1933 Mitglied in der Reichskulturkammer sein um wirken zu können. Natürlich konnte die Kammer Künstler ablehnen (Berufsverbot). Den Künstlern wurden für ihre Werke inhaltliche Vorgaben gemacht. Von den plastischen Darstellungen erhoffte man sich politisch- erzieherische Wirkung. Durch die zahlreichen staatlichen Aufträge erhielt die figürliche Plastik einen großen Boom. Hierdurch wurde die nationalsozialistische Weltanschauung unmittelbar zelebriert.

(Logo der Kunstausstellung 1937, der Reichsadler hier mit Blick nach Osten)

Weitere Informationen

  • AZ 12.8.2010 >>
  • Junge Welt 6.8.2010 >>
  • AZ Juni 2010 >>
  • NS-Kunst und Kultur >>
  • Entartete Kunst >>
  • Plastik im Dritten Reich >>
  • Benz Wolfgang, Eckel Peter u.a. (Hg.): Kunst im NS-Staat - Ideologie, Ästhetik, Protagonisten. Berlin 2015

 

Flyer zur "NS-Kunst" in Augsburg >>

Unterschriftenliste zur Unterstützung der Forderung nach einer Hinweistafel zur "NS-Kunst" in Augsburg >>