Anton Haas |
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* 31.3.1903 in Augsburg
gest. 28.3.1969 in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz)
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Anton Haas kommt am 31. März 1903 in Augsburg zur Welt. Seine Eltern sind Anton Schmid und Martina Haas.
Er wird Eisenbahner und tritt 1922 in den kommunistischen Jugendverband KJVD und 1927, also im Alter von 24 Jahren, in die KPD ein.
Dort lernt er noch den Stadtrat Hans Beimler kennen, emigriert 1934 in die Sowjetunion, wo er an der sogenannten Westuniversität der Komintern studieren darf.
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Im März 1935 wurde er durch die Gestapo zur Festnahme ausgeschrieben.
Während dem Exil trug Anton Haas die Pseudonyme:
Hermann Pescher, Hermann Teichmann; Rudi Teichmann |
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Auf dem Pressefest der
Arbeiter-Illustrierte Zeitung (AIZ)
in Deuringen Ende der Zwanziger |
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(1)
In Moskau kaufte Anton Haas das1934 in Paris erschienene Braunbuch II, das den Titel „Dimitroff contra Göring. Enthüllungen über die wahren Brandstifter“ trug. Hier sein Eintrag ins Buch. Im Buch wurde auch über hunderte Opfer des Nazi-Terrors informiert. Anmerkungen und Anstreichungen zeigen, dass er gerade diesen Teil intensiv studiert und nach Freunden und Bekannten, z.B. den Münchner Fritz Dressel. durchsucht hatte. Zur ausführlichen Geschichte seines Buches, das 1986 vor der Altpapierverwertung gerettet wurde siehe >> |
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Friedrich (Fritz) Dressel, am 1.6.1896 in Welsberg geboren, war Bautechniker, kam 1917 nach München. Er arbeitet bei Krupp. Im Nov. 1918 tritt er von der USP zum Spartakusbund über und wird 1919 Mitglied der KPD.
Am 3.5.1933 von den Nazis verhaftet und am 7.5.1933 nach schwerer Mißhandlung ermordet. (2) Fritz Dressel 1929 |
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Spanienkämpfer
Nach dem Franco-Putsch reist Anton mit gefälschtem Pass als Hermann Teichmann zunächst nach Paris. Zusammen mit anderen Genossen ging es nach Perpignan in Südfrankreich am Fuße der Pyrenäen. Zu viert wurden sie durch einen französischen Führer über die Pyrenäen gebracht. Mit dabei Heinz Hoffmann (3), der spätere Verteidigungsminister in der DDR. Die Gruppe kam im November 1936
in Figueras (Spanien) an. |
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Liste des Kommandopersonals des 8. Bataillons der XIII. Brigade (4) |
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In der XIII. Internationalen Brigade wurde er 1937 Kaderoffizier. |
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Aufgrund eines völlig überforderten Kommandeurs der XIII. Internationalen Brigade Vicente Bianco (Deckname "Krieger") wurde die Brigade in eine völlig aussichtslose Situation geschickt. Hierbei wurde auch Anton Haas nach der Bombardierung von Guadarrama durch die Faschisten verwundet.
Die sehr schwere Verwundung konnte in Madrid nicht behandelt werden. So wird er 1938 nach Paris evakuiert. Dort kam es zu einem zufälligem Wiedersehen mit Hoffmann
im gleichen Krankenzimmer. (3) |
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1939 wird Anton in Frankreich verhaftet und interniert, kann aber fliehen und schließt sich dem antifaschistischen Widerstand gegen die deutsche Okkupation an. |
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Einschätzung von Gustav Szinda (5) |
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1942 wird Anton in Gurs (Pyrenäen) verhaftet. Auf dem Fragebogen der Militärregierung vom 14.5.1945 sind als Haftzeiten 30.11.1942 - 4.12.1943 Paris, 5.2.1943 -17.3.1943 Trier, 18.3.1943 - 2.8.1943 Augsburg und 3.8.1943 bis zu Befreiung KZ Dachau (Häftlingsnummer 50175) angegeben. (6) |
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Sofort nach der Befreiung geht er nach Augsburg und kommt bei seiner Schwester Josefa Kretzler in der Wolfgangstraße 19 unter und engagiert sich in seiner Heimatstadt wieder politisch. In der ersten Gemeinderatswahl nach Ende des NS-Regimes am 26.5.1946 wird Anton Haas für die KPD in den Stadtrat gewählt, dem er bis 1952 angehörte.(7) Selbstverständlich steht Anton in Verbindung mit anderen befreiten Widerstandskämpfer*innen wie z.B. Anna Pröll. |
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Als Stadtrat war er Mitglied im Wohnungsausschuss der Stadt Augsburg und setzte sich für die Tausenden Wohnungssuchenden ein. "Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, daß für eine Besatzerwohnung das vierfache an deutschen Steuergeldern aufgebracht wird, wie für eine deutsche Wohnung" . So galt sein Engagement auch für eine Abzug der Besatzungstruppen, dem Abschluss eines Friedensvertrages und der friedlichen Wiedervereinigung Deutschlands auf demokratiischer Grundlage. |
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Anton Haas kandidierte1954 zusammen mit Theo Schoofs und Ulrich Henkel für den Bayerischen Landtag auf der KPD-Liste. |
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1954 |
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Soweit bisher bekannt musste er nach dem KPD-Verbot 1956 mit seiner Frau Barbara Haas und zwei Kindern zunächst von der Sozialhilfe leben.
1963 übersiedelt er in die DDR, wo er bis zu seinem Tod am 28.03.1969 in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) lebt und in der Stadtleitung der SED tätig ist. (8)
Auch dies mag ein Grund sein, dass er in Augsburg bis heute praktisch keine Beachtung findet. |
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Als ehemaligem Spanienkämpfer wurde Anton Haas in der DDR die "Hans-Beimler-Medaille" verliehen. (9) |
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Auf dem städtischen Zentralfriedhof in Chemnitz, am Rande der Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus,
findet sich das
Grab von Anton und Barbara Haas (10)
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Quellen:
(1) Eintrag in seinem Braunbuch II -
(2) Hennecke Renate: Fritz Dressel. In DKP München (Hg.): Die wiedergefundene Liste. München 1998
(3) Hoffmann: Mannheim-Madrid-Moskau, Militärverlag der DDR, 1981
(4) Komintern-Archiv in Moskau -
RGASPI f.545-op.3-d.249, Blatt 20
(5) Bundesarchiv Berlin, SAPMO-BArch, RY1/I2/3/91
(6) Arolson Archives >>
(7) Amtsblatt Nr. 22 vom 5.6.1946
(8) Stadtarchiv Chemnitz - Nachlässe
(9) Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR - Zentralleitung - 1988
(10) Fotos 2021
Archiv VVN KV Augsburg
Porträtfoto Haas Anton 60er: Aus dem Film "Vorwärts und nicht vergessen" von Josef Pröll 1983
Haas Anton: Häuser der Fünften Kolonne in Portugos. In: Brigada internacional, Militärverlag der DDR, 1983, Bd. 1
Abel Werner, Hilbert Enrico: "Sie werden nicht durchkommen!" Deutsche an der Seite der Spanischen Republik und der sozialen Revolution. Edition AV, Lich 2016
antifa März/April 2021 (Print-Ausgabe), Seite 14; online: https://antifa.vvn-bda.de/
Deutsche Digitale Bibliothek: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/6F4PWZA4IJ6T3YQWSD5C3V3FNM6AZW7I
Braunbuch I - über Reichtagsbrand und Hitlerterror (1933) >>
RGASPI =
Russisches Staatsarchiv für soziopolitische Geschichte
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