Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) - Kreisvereinigung Augsburg
Stand: 16.06.2024
VVN/BdA Augsburg - Willi Weise

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 Wilhelm (Willi) Weise)  
WIDERSTAND im DRITTEN REICH
 
               
 

Wilhelm (Willi) Weise wurde als Sohn von Karl Gustav Weise und Anna Margarethe, geborene Stark geboren. Sein Vater war Maschinenarbeiter. Nachdem er die Volks- und Gewerbeschule in Augsburg besucht hatte, absolvierte er erfolgreich eine Ausbildung im Sattlerhandwerk, die er am 11. November 1917 abschloss.

 
 

Nach seiner Lehrzeit arbeitete Willi Weise kurzzeitig bei MAN dann bis August 1918 bei der Lederwarenfabrik Schulz. Zwischen 1920 und 1924 war er als Hilfsarbeiter und Sattler bei verschiedenen Firmen in Augsburg tätig. Am 24. August 1918 meldete er sich freiwillig zur Kriegsmarine in Wilhelmshaven. Er erkrankte und kam 1919 in ein Reservelazerett nach München. Nach der Entlassung, ohne Anspruch auf Rente, war er bis 1924 bei verschiedenen Firmen als Hilfsarbeiter oder als Sattler tätig.

 
   
   
* 23.5.1900
verstorben 20.11.1941
 

Am 8.10.1921 heirate er Barbara Vöttele, geb. 15.10.1896. 1922 kam Tochter Klara zur Welt. In den Jahren 1924 bis 1926 befand er sich überwiegend in Arbeitslosigkeit.

 
 

Er eröffnete 1926 in Haunstetten eine Sattlerwerkstatt. Aufgrund fehlender Aufträge musste er 1928 schließen. Es folgte eine Phase der Arbeitslosigkeit. Bei einer Tabakfirma in Kempten fand er als Reisender Beschäftigung. Im Jahr 1930 wagte er erneut den Schritt in die Selbstständigkeit, musste diese jedoch 1931 aufgeben und war erneut arbeitslos. Im gleichen Jahr wurde seine Ehe geschieden. Mit der Tochter bestand weiterhin Kontakt.

 
  Politisch engagierte sich Wilhelm Weise, indem er 1925 der SPD beitrat und dort etwa zwei Jahre Mitglied war. Am 14. Oktober 1932 schloss er sich der KPD an und wurde zum Propagandaleiter in Augsburg-Lechhausen ernannt. Er war Herausgeber der örtlichen kommunistischen Zeitung "Der Rote Greifer". Zeitzeugen berichten, dass Willi fast alle Schriften von Heinrich Heine auswendig kannte.  
             
           
 

Sein politisches Engagement führte bereits 2 Tage nach der Reichstagswahl zu seiner Verhaftung am 7.3.1933. Zunächst wurde er in sogenannte "Schutzhaft" genommen. Vom Gefängnis am Katzenstadel erfolgte am 24.4.1933 die Überstellung in das Konzentrationslager Dachau.

 
       
       

Die "Neue Augsburger Zeitung" veröffentlicht am 26.4.1933 eine Liste mit 80 "Schutzhäftlingen" die nach Dachau verbracht wurden, unter Nr. 77 Weise Wilhelm

   
   
   
     
   

Konflikt mit dem Gesetz
Aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Lage blieb es nicht aus, dass Willi mit dem Gesetz in Konflikt kam. Zwischen März 1928 und dem 23. Januar 1937 wurde er u.a. wegen Schwarzarbeiten, Untreue, Hehlerei oder Übertretung des Reichspressegesetzes neunmal bestraft. Neben Geldstrafen kam es auch zu einer Höchststrafe von 4 Monaten, wenn man von der Haft im Konzentrationslager Dachau absieht. In der Schutzhaft kam es am 21.4.1933 zur Verurteilung von Willi als Herausgeber "Der Rote Greifer" da Angaben des Verlegers und des Druckers fehlten.

 
     
     
   

Die Zeit nach Dachau

Nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager Dachau am 4.7.1935 fand Willi Arbeit bei der Firma Deuter. 1937 kam es zu einer kurzen Verhaftung, da Will beschuldigt wurde im Abort "Nieder mit Hitler" angeheftet zu haben. Nach ein paar Stunden kam er wieder frei.

Die wirtschaftlichen Verhältnisse waren sehr ungünstig, ein Teil seines Lohnes wurde gepfändet. Am 18.12.1937 heirate Willi Barbara Schäfer. Die Ehe blieb kinderlos.

Ab dem 17. Februar 1938 arbeitet er bei der Firma Esterle. In beiden Betrieben war er als Sattler beschäftigt.

 
     

 

Nach der Entlassung war er wieder aktiv im Widerstand gegen die NS-Herrschaft, so in der Widerstandsgruppe "Olschewski-Binder" zusammen mit Josef Pröll. In Gesprächen mit Arbeitskollegen kam es zu "abfälligen" Äußerungen über das NS-System. Dies blieb nicht folgenlos.  
     
  Der Arbeitskollege Schmölz erstatte Anzeige bei der Gestapo, was zu einer erneuten Verhaftung am 16.8.1939 führte. Die Zeugen Hölzle, Schmölz, Rohrmoser belasteten Willi in der Verhandlung. Er wurde am 20.4.1940 zu zwei Jahren Zuchthaus wegen fortgesetzter hochver­räterischer Äußerungen verurteilt, die bisherige Haft wurde angerechnet. Zusätzlich erfolgte die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte für 3 Jahre.  
       
 

Während seiner Haft beantragte seine Frau die Scheidung. Die Umstände hierzu sind nicht bekannt. Die Ehe wurde am 17.4.1941 geschieden.

Nach der Haftstrafe wurde Willi zunächst am 16.8.1941 in "Schutzhaft" ins Gefängnis Kaisheim genommen. Am 27. Oktober 1941 dann von der Gestapo Augsburg als "Schutzhäftling" in das Konzentrationslager Flossenbürg überstellt - Häftlingsnummer 3010.

Am 20. November 1941 verstarb Willi im Häftlingskrankenhaus des Konzentrationslagers Flossenbürg.

 
     
Erinnerungen an das Schicksal von Wilhelm Weise

 

 
 
Im Sheridan-Areal (Pfersee) wurde 2007 eine Straße
nach Wilhelm Weise benannt
am 11.6.2024 wurde in der Klausstr.1 in Augsburg
ein Stolperstein verlegt
 
               
             
   
Gedenkblatt
   

Quellen:

  • StadtAA, Meldebögen, Weise Wilhelm
  • VVN Archiv
  • (c) Porträt: Filmarchiv J. Pröll
  • Film "Vorwärts und nicht vergessen" 1983, Josef Pröll
  • Arolsen Archives, Copy of 1.1.6.1/9908494
  • Bayerisches Hauptstaatsarchiv München LEA 39334
  • Staatsarchiv Augsburg
  • KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / Flossenbürg Memorial