Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) - Kreisvereinigung Augsburg
Stand: 17.02.2021
VVN/BdA Augsburg - Leonhard Hausmann

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Leonhard (Hartl) Hausmann und
Wilhelmine Hausmann (Kast)
WIDERSTAND im DRITTEN REICH
 
 
  Seine Eltern, Johann (1873-1920) und Rosina Haußmann (1876-1931), zogen im Jahr 1903 nach Oberhausen (1911 nach Augsburg eingemeindet). Aus dieser Ehe gingen insgesamt sieben Kinder hervor, von denen vier früh verstarben.

(Die genaue Zeitpunkt der Änderung der Schreibweise von "ß" zu "s" ist nicht bekannt.)
 
   
 
  Leonhard arbeitete zunächst als Bauhilfsarbeiter in der Papierfabrik Haindl in Augsburg, später wechselte er zum Beruf des Bauarbeiters. Am 30. Mai 1928 schloss er den Bund der Ehe mit Wilhelmine Stippler, die am 27. Oktober 1906 in Göggingen geboren wurde. Während der NS-Zeit geriet sie in "Sippenhaft", überlebte jedoch diese dunkle Periode. Am 12. Mai 1993 verstarb sie.
(weitere Info über Wilhelmine >>)
 
*  27.12.1902
in Oberhausen
am 17.5.1933
im KZ Dachau
erschossen
 
Wilhelmine und Leonhard
(Foto im Privatbesitz)
 
     
 

Er schloss sich dem Kommunistischen Jugendverband und der KPD an, und engagierte sich als aktiver Gewerkschafter im Betriebsrat bei Thosti in Augsburg. Später, in seiner Funktion als hauptamtlicher Vertreter der Partei, wurde er erfolgreich in den Augsburger Stadtrat gewählt.

Im Jahr 1932 übernahm Hausmann die Funktion von Beimler als Leiter des KPD-Unterbezirks Augsburg. Um diese Aufgabe zu bewältigen, hatte er ein Jahr lang intensive Schulungen in der Sowjetunion absolviert.

 
     
    Nach den Angriffen auf die KPD suchte er Zuflucht bei seinem Genossen Wilhelm Kienzle in der Billerstraße. Am 25. März 1933 verließ er das Haus seines Freundes und wurde unmittelbar auf offener Straße verhaftet. Schließlich wurde er am 24. April 1933 ins Konzentrationslager Dachau gebracht.  
     
  Am 17.5.1933, so meldete es jedenfalls die linientreue Presse (1), hätte Hausmann bei Außenarbeiten einen Fluchtversuch unternommen und sei dabei – nach mehrmaligem Anruf durch den Wachposten – erschossen worden. In Wahrheit hatte ihn ein durch seine Grausamkeit bereits vorher aufgefallener SS-Scharführer aus Augsburg, Karl Ehmann, in eine Fichtenschonung befohlen und dort aus weniger als 30 cm Entfernung hingerichtet. Seine Frau, die sich zu dem Zeitpunkt ebenfalls in Schutzhaft befand, wurde freigelassen und der SS-Mann wurde des Mordes angeklagt (1933 war dies noch möglich!) - der Prozeß wurde nicht zu Ende geführt. (1) Augsburger Postzeitung, 21.5.1933  
   
   
Wilhelmine
* 27.10.1906
gest. 12.5.1993
     
  Nach dem Krieg wurde wurde das Strafverfahren gegen Ehmann wieder aufgenommen. Die Ermittlungsakte aus dem Jahr 1934 war inzwischen wieder gefunden worden. In der Mitteilung des Generalstaatsanwalts vom 26.7.1950 an das Bayer. Staatsministeriums der Justiz wird mitgeteilt:

"Nach zweitägiger Hauptverhandlung verurteilte das Schwurgericht München den Angeklagten Ehmann am 25 .Juli
1950 wegen eines Verbrechens des Totschlages begangen an dem kommunistischen Parteifunktionär und Stadtrat
Leonhard Hausmann aus Augsburg und 6 gemeinschaftlich begangener Vergehen der Körperverletzung im Amt je in
Tateinheit mit einem Vergehen der gefährlichen Körperverletzung zur Gesamtstrafe von 8 Jahren Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren; ein Jahr der erlittenen Untersuchungshaft
wurde auf die erkannte Strafe angerechnet." (2)

Ein Schwurgericht, dass den Mörder nur wegen Totschlag verurteilte.
Aufgrund guter Führung wurde Ehmann 1955, nach 6 jähriger Haft, entlassen. Er wurde 84 Jahre alt.
(2) AktZ 2 Js Gen 50/49
 
 
       
       
       
       
       
       
       
       
       
     
Porträt: Bild im Privatbesitz
 
             
1946 wurde in Pfersee eine Straße nach dem ehemaligen Stadtrat Leonhard Hausmann benannt. Seit Mai 2013 ist ein Zusatzschild angebracht.  
       
       
       
       
       
Am 17.5.2013 waren ca. 30 AugsburgerInnen an der Ecke Kirchbergstr. / Leonhard-Hausmannstrasse zusammengekommen, um an den 80ten Todestag zu erinnern. Die älteste Teilnehmerin wart 93 Jahre alt und erlebte den beginnenden "nationalsozialistischen Umbau" Deutschlands am eigenen Leib.    
             
   
 
 
         
           
           
           
   
Vor dem Haus wurde am 14.10.2017 ein Stolperstein in Erinnerung an das Schicksal von Leonhard Hausmann verlegt.
   
L. u. W. Hausmann lebten zuletzt in der Ulmerstr. 52/I
Wohnhaus heute (Aufnahme Feb. 2013)
 
           
   
     
 
           
           
           
           
   
Mit einer symbolischen Stolpersteinverlegung wurde durch die Enkelin an das Schicksal von Wilhelmine gedacht. Eine Verlegung ist für Überlebende des Terrors in Augsburg nicht erlaubt.
     
Grabplatte auf dem Westfriedhof mit den Namen
weiterer Opfer
 
           
             
 
 

Quellen:
• Filser, Karl; Hans, Thieme (Hg.): Hakenkreuz und Zirbelnuß. Augsburg im Dritten Reich, Gondrom-Verlag 1993
• Geschichtswerkstatt Augsburg e.V.: Nicht Stadt, nicht Dorf. Leben und Arbeiten in Pfersee, AV-Verlag 1994
• Nerdinger, Winfried (Hg.): Bauten erinnern - Augsburg in der NS-Zeit. Berlin 2012
• Augenzeugenbericht Simon Heim >>
• Zámečnik Stanislav: Das war Dachau. Frankfurt am Main 2010

 

 
   
   
   
   
Gedenkblatt
   
    Bildbericht und Originalreden
• Kranzniederlegung zum 70. Todestag am 17.5.2003, Ansprachen Anna Pröll und Johanna Corniels >>