Am 22.10.1904 wurde Willy Wirthgen in Rabenau (Kreis Dippoldiswalde, Sachsen) geboren.
Seine Eltern waren Bruno Wirthgen (Schreiner) und Magdalena Wirtghen, geb. Müller.
Er lernte das Sattlerhandwerk.
Mit 23 Jahren wurde er Mitglied der KPD und zog 1928 nach Kempten. Dort arbeitete er als Polsterer und Tapezierer.
1931 besuchte der die Parteischule in Berlin. Danach war er
für die politische Werbung der Kommunistischen Partei in Kempten verantwortlich und übernahm den Vorsitz des Erwerbslosenausschusses in Kempten. Innerhalb der Partei war er Verantwortlicher für die technische Herstellung der KPD Zeitung "Kempter Mosaik". In einer Sennhütte am Grünten produzierte er im März und April noch zwei Ausgaben. Nach der Machtübertragung an die NSDAP waren diese bereits als illegal eingestuft.
Es wird vermutet, dass er denunziert und in der Folge im April 1933 verhaftet und ins Münchner Polizeigefängnis und von dort am 3.5.1933 zusammen mit Max Holy, Willy Dressel, Joseph Hirsch, den Brüdern Ram und anderen ins KZ Dachau überstellt wurde.
Im Dezember 1933 erfolgte vom Oberlandesgericht in München die Verurteilung zu 18 Monaten Zuchthaus wegen Vorbereitung zum Hochverrat. Nach der Haft fand er Arbeit bei verschiedenen Betrieben zumeist als Tapezierer.
Bis dahin hatte er Bekanntschaft mit der Justiz in folgenden Fällen gemacht: November 1925, Amtsgericht Ebersberg, 5 Tage Haft wegen Bettelns (eine politische Aktion ist dahinter zu vermuten). Juni 1931, Amtsgericht Kempten, 3 Wochen Haft wegen groben Unfugs (auch hier ist ein politischer Hintergrund wahrscheinlich), August 1932, 1 Monate U-Haft wegen Abhaltens einer Versammlung.
Ab 1936 wohnte er in Sonthofen mit einer Unterbrechnung von Januar bis September 1937. In dieser Zeit war er in Bad Wörshofen gemeldet.
Im Rahmen der "Aktion 1.9.39" (mit dem Überfall auf Polen und damit Kriegsbeginn wurden viele bereits früher in KZ's und Gefängnissen Inhaftierte erneut in die KZ's eingeliefert) wurde er von seinem Wohnort in Sonthofen, Winkel Nr.16, am 10.9.1939 auf Veranlassung der Staatspolizei (Stapo) Augsburg ins KZ Buchenwald in so genannte "Schutzhaft" genommen (Häftlingsnummer 5919). In den Akten von Buchenwald wurde er als "wehrunwürdig" eingetragen. Am 20.1.1940 wurde er wieder entlassen.
Ab 9.4.1940 war er in Sonthofen, Winkel 1 gemeldet.
Am 2.12.1940 wurde er trotz des Vermerks "wehrunwürdig" als Kanonier zur Wehrmacht eingezogen (zunächst zur 2.Flak Maschinengewehr Ersatz Abteilung in Oggau - Österreich, am 30.1.1941 nach Kempten, dort dann Gefreiter).
Ende 1942 erfolgt die Versetzung in die Flak Abteilung 417 ab Mitte 1943 in die 5. leichte Batterie der dann gemischten Flak-Abteilung 417 (Feldpostnummer L55 576 Luftgaupostamt (LPGA) Brüssel) wo er am 1.4.1943 zum Obergefreiten befördert wird. Wegen des Vorwurfs, "Zersetzung der Wehrkraft" erfolgte am 10.12.1943 durch das Feldgericht des Kommandeurs (wahrscheinlich GenLt
Rudolf Eibenstein),
der 16. Flak-Division die Verurteilung zum Tode durch Erschießen sowie die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit.
Das Urteil wurde am 3.4.1944 vollstreckt. Die Bestattung erfolgte in Marquette-lez-Lille später die Umbettung auf den Kriegsgräberfriedhof Bourdon bei Amiens (Nordfrankreich)
An der Erschießungsstelle
Fort de Bondues bei Lille findet sich heute das
"Musée de la Résistance", dem französischen Widerstand in der Region gewidmet. |